[weg]

auf nichts ist mehr verlaß
selbst der weg scheint weg
plötzlich
nur noch unwegbarkeiten
das ziel unter den füßen abhanden
wegweiser gab es schon lange keinen
aber jetzt
steinfreier boden
alle richtungen offen
nein
alle versperrt
wo war der grund
etwa zu langsam für den weg
da er selbst schneller weg
schizophrener ironie zufolge
erscheint ein stein
»γνωθι σεαυτον«
aber kein see in sicht
und sie ist auch sehr schlecht
kaum wahrnehmbar die eigenen spuren
verloren ganz im hier und jetzt
der ausweg weit entrückt
der kompaß dreht im kreis
und bleibt nie still
die einzige bewegung weit und fern
doch stillstand bleibt der tod
erkenntnis schafft sich bahn
die dichten nebel
sind nicht weg
doch lichten sich
der schritt nur schafft den weg
mit jedem neuen einen neuen stein
der möglichkeiten bald
schon einige gegeben
ein neuer weg
gebildet nur durch füße
formt sich
und windet mit dem gang
sein eignes muster durch die wiesen
streicht sonnenfarben
auf den tränentau
und weiß die richtung
nicht das ziel
die zeit zeigt nun den kurs
in ihrer steten wandlung
und nur der eigne lauf
gestaltet sie für mich
die irrungen sie kommen
die fehler auch
und mit ihnen die wunden
doch ich hab es versucht
tempora mutantur
et nos mutamur in illis _

_ [≈]

»γνωθι σεαυτον«

© gedeon klein  ∫  20.10.2010  ∫   ◊ impresum  ∫   ◊ haftungsausschluß